Hoi! Es hat jetzt doch mehr als zwei Monate gedauert bis ich mich wieder hingesetzt habe und Zeit finde ein paar Zeilen zu schreiben. In Atlanta war das Blogschreiben einfacher. Es war Zeitvertreib, vielleicht auch Therapie gegen das Heimweh. Ich hatte kein Auto, war nicht mobil, konnte gerade am Wochenende schwer den Campus verlassen.
Groningen ist da anders. Wir sind dauernd unterwegs. Mit dem Rad, zu Fuß oder dank Weekend Vrij Ticket am Wochenende sogar gratis in den kompletten Niederlanden. Markus hat in den letzten Wochen versucht ein paar Fotos von unseren Trips online zu stellen, waren wir doch schon in Rotterdam, nochmal in Amsterdam und in Zwolle. Haben auch schon zweimal Besuch aus Österreich gehabt. Wir haben in den letzten zwei Monaten Freundschaften geschlossen und so auch ein bisschen mehr von Europa und der Welt kennen gelernt. Wir wissen jetzt, dass man in Deutschland nicht jausnet, aber in Malta gebratene Maroni isst. Ich weiß, dass man in China kaum als Hobby tanzt, oder dass man in Brasilien stundenlang fliegt um einen Carnival zu sehen. In Chile liebt man Mayonnaise, und in Japan wird jeden Tag in der Schule geturnt.
Auch über die Niederlande haben wir viel lernen dürfen. Meine wichtigste Einsicht: Montagsmorgen sind die Geschäfte geschlossen, und nur weil die Tür zu einer Buchhandlung offen steht, heißt das nicht, dass man einfach hineinspazieren kann. Lack of cultural knowledge does not prevent you from becoming a criminal.
Wir wissen mittlerweile auch, dass die Niederländer*innen ihre eigene Küche massiv unterschätzen. Gut für uns, denn so haben wir die Möglichkeit die Cuisine verschiedenster Länder zu probieren. Und Niederländisch haben wir „nebenbei“ auch noch gelernt.
Das klingt jetzt so als würden wir nur so in den Tag hineinleben. Aber der Grund weswegen – zumindest – ich in den letzten Wochen kaum Zeit gefunden habe, mich hinzusetzen und weiter Blogeinträge zu schreiben, ist auch ein wenig meinem Studium geschuldet. Mittlerweile habe ich den ersten Block des Wintersemesters abgeschlossen. Das Studienjahr ist hier in vier Abschnitte geteilt: 1a (September – November) , 1b (November – Januar), 2a (Februar – März), 2b (April – Mai). Während es an den meisten Fakultäten kaum eine Pause zwischen den Blöcken gibt, gibt es an meiner Fakultät eine 1-2 wöchige, und die genieße ich gerade sehr. Im ersten Block hatte ich ’nur‘ zwei Lehrveranstaltungen, die sich aber mit dem Aufwand einer österreichischen LV kaum vergleichen lassen. Zumindest 2-3 ganze Tage pro Woche habe ich damit verbracht mich auf die LVen vorzubereiten oder Assignments zu bearbeiten. Dementsprechend habe ich auch viel Neues lernen dürfen. Als ganz anders als in Österreich empfinde ich auch meinen Studiengang, also die Menschen mit denen ich studiere. Wir sind eine recht kleine, sehr diverse Truppe. Der Zusammenhalt und die Art miteinander umzugehen ist unvergleichlich. Da wird gemeinsam diskutiert und gelernt, aber auch gefeiert. Für uns alle, und auch unserer Profs, ist das eine neue Erfahrung, die keiner bisher so machen hat dürfen.
Im Rahmen meines Studiums darf/muss ich auch ein Praktikum absolvieren. Seit dieser Woche arbeite ich nun zwei Tage pro Woche bei einer Firma, die Apps und Virtual Reality Spiele für Schulungszwecke programmiert. Die nächsten vier Monate werde ich mich mit Programmen für die Einschulung von neuen Mitarbeiter*innen beschäftigen. Die ersten beiden Arbeitstage waren zumindest schon komplett anders, als das was ich aus den letzten Jahren an der Schule gewöhnt war.
Die Zeit fliegt nur so dahin, und manchmal haben wir das Gefühl die Zeit anhalten zu wollen um ein paar Momente und Menschen länger halten zu können.
Kommentare von hannamirjam