Als Kinder hatten mein Bruder und ich diese rießengroßen Wimmelbildbücher, vererbt von den Cousins und der Cousine. Die wurden dann im Kinderzimmer bei den Großeltern am Teppich ausgebreitet und bestaunt. Die Geschichten in Gedanken weitergesponnen. Stundenlang schien ich mich in den gezeichneten Szenen verlieren zu können. Auch heute noch üben diese Bücher eine große Faszination auf mich aus. Ja, ich mag es Waldo zu suchen und im besten Fall auch zu finden. Der Markus kann dem übrigens nichts abgewinnen. Zu analytisch veranlagt, würd ich sagen.
Warum ich gerade dieses (Wimmel)bild vor Augen habe? Groningen ist für mich ein Wimmelbild. Ich komme aus dem Schauen, aus dem Staunen nicht heraus. Kurz vor Schulbeginn, habe ich mir sagen lassen, ist hier besonders viel los. Die Straßen sind voll von Menschen, die die letzten warmen Tage genießen und sich in den vielen Straßencafés zu Kaffee und Kuchen oder Borrel treffen. Borrel ist übrigens eine gesellschaftliche Insitution in den Niederlanden. Gemeinsam mit Kolleg*innen aus der Arbeit verbringt man gezellig den Abend. Dazu wird allerlei Fritiertes gereicht und natürlich Bier und so ist Groningen – The city that never sleeps (wie uns Pushkar aus Indien glaubhaft versichert) – eine der aktivsten Städte in denen ich je gelebt habe. Quasi jeden Tag Aufsteirern… oder so ähnlich. (Pushkar, der aus Delhi stammt meint übrigens, dass die Straßen relativ leer sind im Vergleich zu Indien)














Übrigens ist nicht nur Groningen für mich eine wunderbare Wimmelbuchvorlage, sondern auch Utrecht, das wir letztes Wochenende besucht haben. Utrecht ist auf Grund seiner Bauart unvergleichlich. Der Stadtteil an der Gracht (Erdegeschoss) erinnert mich ein wenig an Venedig. Einen ‚Stock‘ darüber findet man eine Mischung aus Amsterdam und einem französisch anmutenden Dörfchen. Viel zu sehen gibt es abseits der Grachten eher nicht, aber dennoch zieht es viele Reisende in die Stadt im Süden. Lieblingsaktivität der Menschen in Utrecht (wie auch in Groningen) scheint das Einkaufen zu sein, der man auch am Sonntag nachgeht. Die Geschäfte waren voll mit Menschen. Ich also mittendrin im Wimmelbild statt nur dabei.











Die letzten Tage des Sommers werden auch in Delfzijl genossen. Tatsächlich wimmelt es hier vor allem von Pensionist*innen, die mit ihren eBikes über die Radlwege am Wattenmeer preschen (eher schwaßen). Den Donnerstag letzte Woche haben wir am Wattenmeer verbracht ohne wirklich zu wissen, dass es das Wattenmeer ist. Wir wollten wegen der doch ungewöhnlich heißen Temperaturen in Groningen aus der Stadt flüchten und ans Meer. Eine flotte Googlesuche später, war der nächste Strand gefunden. Knapp 45 Minuten mit der Bahn Richtung Nordosten. Keine 10 Minuten vom Bahnhof entfernt liegt der Strand, der erst vor kurzem errichtet wurde. Das Wasser war zu kalt um darin zu schwimmen, aber in alter Wimmelbuchmanier ließ sich auch dort einiges sehen. Ab 14:00 Uhr dann auch der recht flotte Rückgang des Meeres. Wieder eine flotte Googlesuche später, war man dann informierter: Das Wasser geht zwei Mal pro Tag so weit zurück, dass ein kilometerweites Watt freigelegt wird. Das komplette Gebiet, das sich von Deutschland bis Dänemark erstreckt ist Nationalpark und seit 2009 auch UNESCO Weltkulturerbe. Was noch sehr eindrücklich war? Die beiden Niederländer die Bier trinkend auf einer Bank im Schatten saßen und Lieder grölten, die mich an die Faschingsfeiern im Arbeiterheim erinnern. So anders sind die Niederlande wirklich nicht.






Mittlerweile brauche ich schon meinen Ordner an Fotos am Handy um auszumachen wann wir was gesehen, erlebt, gegessen haben. Die letzten drei Wochen sind so schnell verflogen und morgen startet offiziell die Uni. Die ersten paar Tage dienen dem Kennenlernen, so richtig los scheint es erst mit steirischem Schulbeginn zu gehen. Meine Vorfreude ist groß, aber auch der Respekt vor dem was vor mir liegt. Mal schauen.
Bis bald!
Kommentare von hannamirjam